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Mehr und mehr Partnerprogramme werden inzwischen von Affiliate Marketing Agenturen betreut. QUISMA mit Sitz in München ist eine der größten. Wir trafen uns mit Geschäftsführer Ronald Paul in Dubai und sprachen über die Rolle solcher Agenturen im Markt.
Themen waren u.a.: der Nutzen einer Agentur für Affiliates & Programmbetreiber, der tägliche Job von Affiliate Managern, Reglementierungen für Affiliates beim Keyword Bieten auf Marken und Brand-URLs, die Entwicklung von Tools für Affiliates zum Umgang mit Produktdaten, XML, RSS und CSV, Schätzungswerte zur Zahl der Affiliates im deutschsprachigen Raum und deren Verdienste sowie das nimmersatte Freischaltungsthema, das unserer Meinung nach endlich Geschichte werden sollte.
Affiliate.de: Sie sind eine Affiliate Marketing-Agentur. Was ist das genau, für die, die noch keine genaue Vorstellung davon haben?
QUISMA: Wir sind keine reine Affiliate Marketing-Agentur, wir sind eine Online Marketing-Agentur. Wir beschäftigen uns mit drei Kernsegmenten des Online Marketings, und ein sehr großer Bestandteil dieser Bereiche ist Affiliate Marketing. Die drei Säulen sind: Keyword Advertising (Google AdWords, Yahoo Search Marketing, Miva), Affiliate Marketing mit allen großen Netzwerken in Deutschland und Europa und die Suchmaschinenoptimierung selbst, hier aber eher der Beratungsansatz bei großen Unternehmen. Im Affiliate Marketing betreuen wir namhafte Unternehmen in Deutschland und Europa und helfen diesen, ihre Programm-Performance in den einzelnen Netzwerken zu verbessern. Dazu stellen wir zum Beispiel Tools zur Verfügung, die Affiliates dabei helfen, mit weniger Einsatz mehr Umsatz mit den Programmen zu machen und somit mehr Geld zu verdienen.
Affiliate.de: Welche Partnerprogramme betreuen Sie aktuell?
QUISMA: Aktuelle Programmbetreiber bei uns sind zum Beispiel Expedia, Parship und Financescout24 - derzeit betreuen wir ungefähr 20 Programme.
Affiliate.de: Und Ihre Agentur betreut die Netzwerk-übergreifend? Also bei Zanox, Affilinet, CJ…
QUISMA: … und bei TradeDoubler, bei Adbutler und bei Vitrado.
Affiliate.de:Wie viele Affiliate-Agenturen gibt es im deutschsprachigen Raum?
QUISMA: Ich würde schätzen, dass es ca. 15 Agenturen sind, die sich in Deutschland so weit positioniert haben, dass man sie als Affiliate-Agentur wahrnimmt. Ehrlich gesagt sprechen wir aber nur von fünf Agenturen, die ein größeres Kundenklientel betreuen und tatsächlich Einfluss auf den Affiliate-Markt in Deutschland nehmen.
Affiliate.de:Und, eine ehrliche Antwort bitte, ist QUISMA die Nummer 1?
QUISMA: Nein, sind wir nicht. Wir sind als Agentur technischer Marktführer in Deutschland und Europa und unser Ziel ist es, dieses Jahr die größte Affiliate-Agentur zu werden.
Affiliate.de: Das sind Sie aktuell – gemessen an der Zahl der betreuten Partnerprogramme/Merchants – nicht?
QUISMA: Gemessen an der Zahl der betreuten Programme sind wir das noch nicht. Sicherlich aber anhand der Umsatzgröße durch die betreuten Programme bzw. Provisionsauszahlungen an Affiliates. Da sind wir bereits jetzt die größte Agentur.
Affiliate.de: Wie hoch ist derzeit der Anteil der über Agenturen betreuten Partnerprogramme? Die Affiliates bekommen das ja oftmals gar nicht mit, ob ein Programm direkt von den Betreibern oder aber von einer Agentur betreut wird.
QUISMA: 20-30%, denke ich. Tendenz stark steigend.
Affiliate.de: Und wie war es vor einem Jahr?
QUISMA: Ca. 15-20%.
Affiliate.de: Was bringt denn eine Agentur den Affiliates? Sie haben gesagt, Sie betreuen die Affiliates, Sie stellen verschiedene Tools zur Verfügung. Das kann ja der Programmbetreiber alles auch selbst machen.
QUISMA: Nein, das sehe ich ganz anders. Eine Affiliate-Agentur beschäftigt sich viel intensiver mit dem Markt selbst, mit den Produkten. Der Ansprechpartner, sprich der Account Manager in der Agentur, hat in der Regel nur ein Programm, das er betreut und somit hauptsächlich eine Aufgabe, d.h. den Affiliate besser zu unterstützen. Ein Mitarbeiter eines Unternehmens hat in der Regel noch fünf andere Channels zu bearbeiten, so dass er sich bei einigen Programmen darauf beschränkt, dass nur Partner freigeschaltet werden oder gar einfach nur automatisch angenommen werden. Zumindest bei uns in der Agentur von QUISMA ist es Pflicht, jeden Partner wirklich zu sichten, ob er zu den Vorstellungen des Programmbetreibers und zu den Richtlinien passt, die wir zusammen mit dem Betreiber festgelegt haben. Natürlich kann man hier als guter Partner mit einer guten Content-Seite damit rechnen, den ersten Kontakt mit dem Account Manager des Programms zu bekommen, bei dem man sich als Affiliate beworben hat. Wenn der Account Manager Potential erkennt, werden dem Affiliate zum Beispiel sofort besondere Werbemittel angeboten oder es wird darauf hingewiesen, dass es besondere Konditionen gibt und wie er schneller in höhere Provisionsstaffeln gelangen kann.
Affiliate.de: Das heißt QUISMA ist für Affiliates auch so etwas wie ein “Freischalt-Wartezeit-Verlängerer“, oder?
QUISMA: Das sehe ich eher nicht so. Ich glaube, dass wir einfach ein effektives Bindeglied zwischen dem Affiliate und dem Programmbetreiber sind und dem Affiliate helfen, über eine bessere Betreuung mehr Umsätze zu generieren. Dazu gehören kurze Antwortzeiten auf E-Mails, wenn es Fragen zu den Programmen oder zur Freigabe von Leads oder Sales gibt. Da haben wir im Markt ja das eine oder andere Programm, das sehr lange Antwortzeiten hat. Damit können aber gerade Affiliates, die sehr professionell agieren und vielleicht auch Keyword Bidding machen, nicht arbeiten, weil sie eben nicht genau wissen, ob sie jetzt mir ihrer Aktivität Geld verdienen oder nicht. Bei einer Agentur hat jeder Affiliate wirklich einen direkten Ansprechpartner, der namentlich bekannt ist, zu dem der Affiliate eine direkte Telefonnummer hat, über die er Kontakt aufnehmen kann. Somit wird über die Agentur u.a. auch die Response-Zeit verkürzt.
Ein weiterer Punkt ist natürlich, dass sich für ein Unternehmen allein niemals dieser technische Aufwand lohnen würde. Sie sprachen vorher von Neckermann: für Neckermann würde es sich einfach nicht lohnen, alle diese Tools zu entwickeln, die wir inzwischen bereit stellen – dafür müssten sie ein paar zehntausend Euro in die Hand nehmen und das würde die Marge im Affiliate Marketing und damit die Wirtschaftlichkeit für den Kunden in keiner Weise mehr rechtfertigen. Wir entwickeln diese Tools natürlich auch deswegen, weil sie ein Multiplikator für uns sind. Wir können mit diesen Tools mehrere Kunden betreuen und hinterlassen damit auch eine gewisse Handschrift von Qualität im Markt. Der Name des Unternehmens QUISMA steht ja für "Quality Internet Services & Marketing".
Programme, die von QUISMA betreut werden, haben einen gewissen Standard, sowohl technisch, als auch betreuungsseitig. Das heißt für den Kunden, dass wir auch aktiv neue Partner (Affiliates) akquirieren. Wir schauen darauf, was in Suchmaschinen passiert, wer sich dort mit einem hohen Ranking zu bestimmten Suchausdrücken positioniert und überlegen dann, welche Produkte/Services/Programme dazu passen. Wichtig ist der persönliche Kontakt zu den Affiliates und die gute Betreuung, damit die Partnerbindung nicht nur über die Provisionsschraube läuft. Wenn vielleicht ein Mitbewerber die Lead-Provision um zwei Euro erhöht, soll der Affiliate nicht denken: Ich habe sowieso mit diesem Programmbetreiber noch nie Kontakt gehabt, ob ich ein Werbemittel X oder Y auf meiner Seite habe, ist für mich persönlich völlig egal.
Affiliate.de: Was sind denn konkrete Beispiele für Tools, die Sie entwickelt haben und anbieten?
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Spaziergang durch Dubai Media City
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QUISMA: Gegenwärtig sind es sechs Tools.
Beginnen wir mit dem iAdBalancer. Dahinter steckt eine AdServer-Technologie. Der Affiliate kann innerhalb von zwei Klicks einen Pool von Werbemitteln für das Format definieren, das er auch auf seiner Website zur Verfügung stellt. Von diesem Zeitpunkt an muss er sich nie wieder darum kümmern, aktuelle Werbemittel des Programmbetreibers downzuloaden.
Es wird nie passieren, dass dieser Link nicht mehr aktuell ist und wir den Affiliate auffordern müssen, etwas an seiner Website zu ändern.
Der zweite und natürlich viel wichtigere Vorteil ist, dass dieses Tool automatisch aus dem Pool an definierten Werbemitteln die effizientesten Werbemittel auf Basis der Daten seiner Seite berechnet – und dann immer die Best-Performer einblendet.
Affiliate.de: Das nächste Tool?
QUISMA: Der xAdEd. Das war das erste Tool, das wir entwickelt haben. Wir haben festgestellt, dass viele Leute im Umgang mit CSV-Dateien immer wieder Fehler machen. Die Mühe, sich jedes Mal wieder die aktualisierten Daten der Programmbetreiber holen zu müssen, war einfach relativ viel Aufwand. Wenn wir jetzt nicht nur von den „Hardcore-Affiliates“ reden, die wirklich große Summen verdienen, sondern auch von kleineren Affiliates, die nicht PHP, HTML, CSS und alle Programmiersprachen dieser Welt beherrschen, dann ist das ein hilfreiches Tool. Wir wollten den Affiliates Möglichkeiten geben, leichter mit verfügbaren Produktdaten umgehen zu können. Deshalb hat der xAdEd eine relativ einfache Benutzeroberfläche – ich beschreibe es immer gern mit Frontpage. Der User kann einfach nur über das Klicken Werbemittel und Microsites komplett an sein eigenes Look & Feel anpassen kann.
Affiliate.de: Tool Nummer Drei?
QUISMA: Nummer Drei ist der RSSAdEd. Dieses Tool dient dazu, dem Publisher eine einfache Möglichkeit zu geben, regelmäßig aktuellen Content auf seiner Seite zu integrieren. Das können zum Beispiel aktuelle Pressemitteilungen sein, aber auch Angebote, die in Form einer Newsmeldung in die Seite integriert sind und so nicht als direkte Werbung auf den User wirken. Der Affiliate profitiert von Aktualität, Content (Substanz) für Suchmaschinen und natürlich besseren Konvertierungsraten, weil die Werbung eben nicht so offensichtlich wie zum Beispiel bei Bannern wahrgenommen wird.
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"Wir entwickeln ständig hilfreiche Tools für die Affiliates der von uns betreuten Programme"
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Affiliate.de: Es gibt ja eigentlich in Deutschland so ein paar
Trennungsgebote von Werbung und Inhalt...
QUISMA: Wenn zum Beispiel Pressemitteilungen in den RSSAdEd eingebunden werden, dann werden diese ja auch als solche gekennzeichnet. Den Affiliates steht es natürlich frei, das Ganze noch einmal anzupassen. Um auf das Beispiel Expedia zurückzukommen: Man nimmt nur die Top-Angebote des Tages, zum Beispiel Mallorca ab 199 Euro und bindet diese bei sich als Ticker ein. Oder man stellt über das Tool aktuelle News für Flüge bereit – um mit seiner Seite permanent aktuell zu sein.
Affiliate.de: Wie kommt der Affiliate an diese Tools?
QUISMA: Indem er sich bei von QUISMA betreuten Programmen anmeldet. Alle von uns entwickelten Tools funktionieren nur mit den von uns betreuten Programmen.
Affiliate.de: Sie betreuen 20 Partnerprogramme. Das ist genau dieselbe Zahl, die wir promoten. Aber wenn Sie die größte Affiliate Agentur sein wollen, brauchen Sie mehr!
QUISMA: Lassen Sie es 25 oder 30 im nächsten Jahr sein. QUISMA hat nicht den Anspruch, massenhaft Programme zu betreuen, sondern wir wollen große Programme betreuen, die dann jeweils eine Vielzahl von Affiliates nutzen. Und dann wollen wir diesen Affiliates helfen, gerade mit diesen großen Programmen, bei denen in der Regel auch das größte Umsatzpotential vorhanden ist, optimal oder besser noch mehr Geld zu verdienen.
Affiliate.de: Was ist denn der bestlaufende Programmbetreiber momentan? Auf diese Frage gibt's meistens nur eine vage Antwort, aber versuchen wir es mal...
QUISMA: Ich kann Ihnen das tatsächlich nicht auf Betreiber-Ebene kommunizieren, aber es gibt Märkte, die sehr gut funktionieren im Affiliate Marketing. Natürlich sind das die Massenprodukte wie Reisen, eCommerce/Shop-Anbieter sowie sehr hochpreisig ausgelegte Programme, zum Beispiel aus dem Finanz- und Versicherungsbereich.
Affiliate.de: Okay, also Finanzen, Versicherungen und Reisen. D.h. Expedia für Reisen, und für Finanzen dann…
QUISMA: … zum Beispiel Financescout24. Das Programm hat gute Konvertierungsraten. Wenn die Marke im Internet bekannt ist, ist das Vertrauen in den jeweiligen Anbieter wesentlich höher – gerade auch im Finanzbereich. Dann sind natürlich auch die Konvertierungsraten besser. Auf der anderen Seite können natürlich auch wirklich gute Konditionen am Markt ziehen. Ein Programm von uns, die Creditplus Bank, erreicht zum Beispiel vor allen Dingen über einen sehr aggressiven Zinssatz im Markt überdurchschnittliche Konvertierungsraten. Grundsätzlich ist es jedoch schwer, das auf Programmebene zu betrachten und im Detail öffentlich zu äußern. Ich hoffe, Sie haben Verständnis dafür. Auf der übergreifenden Ebene ist die Aussage ganz klar: Alles was über die Masse geht (im B2C-Bereich)! Die Masse findet sich bei Reisen, Shopping, Versicherungen und Finanzen. Zum einen weil man dort ein sehr breites Spektrum hat, zum anderen ist die Akzeptanz der User, sich darüber im Internet zu informieren und bestenfalls auch gleich eine Transaktion durchzuführen, in Deutschland schon sehr weit entwickelt.
Affiliate.de: Sie kennen Ihre Affiliates und wissen was die machen. Was machen denn die besten? Sind das Keyword Advertiser, sind das Content-Affiliates - vielleicht auch mit guten SEO-Talenten? Leute die gezielt die Presse zur Promotion nutzen?
QUISMA: Ich finde, die Mischung macht den Erfolg. Ein wirklich erfolgreicher Affiliate wird sich nie nur mit einem Kanal beschäftigen, sondern ist so weitsichtig, dass er SEO macht, es dabei aber nicht übertreibt, sondern auf die langfristige Basis setzt, d.h. auch regelmäßig Content einbindet und in größerem Umfang Content produziert. Er wird auch Keyword Bidding machen, denn wenn er auf einer Content-Basis arbeitet, kann er auch sein eigenes Portal bewerben und dort vielfältig Programmbetreiber einbinden. Wenn er professionell an die Sache herangeht, wird er für sein Portal auch Pressearbeit machen. – Ich glaube wirklich, der Mix macht es. Früher haben wir in den Programmen hauptsächlich von SEOs gelebt, das war sehr schnelllebig, die Suchmaschinen waren leichter zu manipulieren, heute setzt sich letztendlich der durch, der intelligentes Affiliate Marketing macht und alle verfügbaren Kanäle nutzt.
Affiliate.de: Wie hoch ist denn der Anteil der Affiliates, die Keyword Bidding machen? So manche sagen, es ginge immer nur noch um AdWords, AdWords, AdWords…
QUISMA: Es ist glaube ich der Wunsch von einigen Netzwerken, dass diese Richtung angesteuert wird. Wir als QUISMA sind auch im SEM-Bereich (Suchmaschinen-Marketing) aktiv. Bei den meisten Programmen, die wir betreuen, ist das Keyword Bidding ausgeschlossen, zumindest auf die Brand-URLs und auf das Brand selbst. Da wollen wir auch unsere Kunden schützen, die viel in ihre Marken investieren. Wir hatten vorher festgelegt, dass wir nicht 500 Kunden im Affiliate Marketing betreuen, sondern nur eine sehr – von unserer Seite – ausgewählte Anzahl von Kunden, für die wir uns aktiv entschieden haben und die sich wiederum bewusst für unsere Qualitätsstandards entschieden haben. Daher schützen wir in der Regel auch die Marke des Kunden mit, so weit das möglich ist. Auf Anfrage schalten wir das Brand, oder zumindest die Brand-URL frei. Da gibt es aber auch klare Reglementierungen, zum Beispiel wie der Affiliate bieten darf, zu welchem CPC…
Affiliate.de: [skeptischer Blick]
QUISMA: … ja, das ist gar nicht so lächerlich – der Affiliate behindert sonst die normale Kampagne des Kunden. Für die meisten unserer Kunden sind AdWords, Yahoo Search Marketing und MIVA die wichtigsten Kanäle überhaupt, um Neukunden oder Transaktionen zu generieren. Wir reden hier über Budgets, die in der Regel über 50.000 Euro pro Monat liegen. Da kann mit so kurzen Peaks von Affiliates der normale Kampagnenverlauf gestört werden. Unter Umständen arbeiten wir mit klaren Regeln mit sehr professionellen Affiliates zusammen. Diese Affiliates agieren zum Teil weltweit, bringen eigene Technik mit und zeigen ganz offensichtlich, dass sie das Handwerk verstanden haben. Denen ist klar, dass es eine bestimmte Bandbreite gibt, innerhalb derer sie bieten dürfen, und denen gestatten wir das auch sehr gern. Generell sperren wir das Keyword Bidding aber – aus o.g. Gründen.
Affiliate.de: Wir wissen, diese Diskussion ist schwer. Sie wird immer wieder geführt, und für viele Affiliates ist die Argumentation einfach nicht so richtig nachzuvollziehen. Die Affiliates sehen, dass das Partnerprogramm mit dem Endziel aufgesetzt wird, Sales zu generieren. Warum muss ich dann Affiliates so in ihren Mitteln beschränken, dem Merchant genau diese Sales, diese Leads und die gewünschten Neukunden zu bringen? Wir hatten zum Beispiel vor einer Weile ein solches Beispiel mit Yello Strom, wo es dann sehr scharf hieß, dass Keyword Bidding für die Brand „Yello Strom“ absolut untersagt wäre.
QUISMA: Das ist von Merchant zu Merchant auch unterschiedlich. Mir fällt zum Beispiel spontan QVC ein, die haben den kompletten AdWords-Bereich für einen Testzeitraum freigegeben. Die sagen: Uns ist es egal, wer für uns Keyword Advertising macht. Wenn diejenigen besser sind als wir, sollen sie bieten und auch daran verdienen. Expedia England als zweites Beispiel hat das komplette Keyword Advertising freigegeben. Die ziehen ihre eigenen Budgets zurück und lassen Platz für Top-Partner. Ähnlich sehe ich das auch: Gute Partner kann man sicherlich für das Bidding zulassen. Man kann es auch nicht so pauschalisieren, dass wir bei jedem Programmbetreiber sagen, SEM wäre verboten. Das hängt immer auch davon ab, was der Kunde selbst sagt und wie weit er selbst im Keyword Advertising aktiv ist. Aber der Anteil der Keyword Advertiser ist in den von uns betreuten Programmen sicherlich deutlich niedriger als in manchen anderen Programmen.
Affiliate.de: Sie verbieten also auch, auf generische Keywords zu bieten?
QUISMA: Nein, die Affiliates können Keyword Bidding machen, soviel sie wollen, aber sie können nicht mit der Brand-URL arbeiten. Das ist der entscheidende Unterschied. Sie haben ein Portal www.portalxyz.de, dafür können Sie auch bieten - für alles, was generisch ist, aber eben nicht die Marke selbst als Keyword buchen, keine Vertipper der Marke, und keine URL mit der Marke. Das ist dann völlig legitim, denn dann bewirbt der Affiliate sein eigenes Portal und das können wir nicht verbieten.
Affiliate.de: Direkte Durchleitungen sind ja seitens Google & Co schon scharf reglementiert und von Ihrer Seite dann auch verboten...
QUISMA: Richtig und das funktioniert ja dann auch nicht, wenn Sie die Brand-URL nicht in der Buchung verwenden dürfen. Wenn Sie eine Landing Page bauen und auf dieser nur ein einziger Ausstieg ist, der direkt zum Merchant führt, ist das natürlich in Ordnung. Sie dürfen nicht die Marke (oder Vertipper davon) als Keyword oder die Marken-URL in der Buchung verwenden – wir finden das legitim, denn alles andere ist auch eine gewisse Art des Schmarotzertums. Wenn Unternehmen mehrere Millionen offline in den Aufbau ihrer Marke investieren, dann sollte auch das Unternehmen selbst (und in diesem Fall unser QUISMA-Kunde) davon partizipieren. Wenn der Affiliate wirklich innovative Ideen hat, ist er herzlich Willkommen. Aber zu sagen, ich buche einfach die Brand-Keywords ein, das finde ich ein bisschen zu wenig.
Affiliate.de: Okay, dann sind wir bei den Programmbetreibern. Sie schützen die Programmbetreiber also vor „unkreativen Affiliates“. Wieviel kosten Sie denn die Programmbetreiber? Diese zahlen ja bereits 30% an das Netzwerk. Bekommen Sie als Agentur Ihr Geld vom Netzwerk oder direkt vom Programmbetreiber?
QUISMA: Wir bekommen das Geld vom Programmbetreiber, der daran interessiert ist, dass seine Affiliates optimal betreut werden. Der Affiliate wird nicht weniger verdienen, wenn ein Programmbetreiber mit einer Agentur zusammenarbeitet. Vorher hat das ja auch ein Mitarbeiter im Unternehmen gemacht, was genauso Kosten erzeugt(e).
Affiliate.de: Begleiten Sie eigentlich die Programmbetreiber in die Netzwerke hinein? Packen Sie sich irgendeine Offline-Größe wie Premiere und bringen die dann ins Affiliate-Netzwerk hinein? Oder fangen Sie die Programme in den Netzwerken ab wie bei Expedia?
QUISMA: Beide Wege. Natürlich sind Kunden genauso interessant oder sogar interessanter, die noch gar nichts machen. Da ist es schwieriger, sie zu überzeugen, aber es ist natürlich toll, einen Kunden absolut neu in den Bereich Affiliate Marketing zu bringen, besonders wenn er vielleicht auch ein spannendes Produkt hat. Genauso übernehmen wir aber auch Programme, die schon in den Netzwerken sind. Allerdings ist es nicht so, dass wir weniger gut laufende Programme sehen und die dann ansprechen. QUISMA selbst hat keinen aktiven Vertrieb, sondern lebt eigentlich mehr oder weniger von den Empfehlungen der Kunden die wir betreuen oder von der Marktreputation. Potentielle Kunden kommen dann auf uns zu und fragen an, wie sie mit uns zusammenarbeiten können.
Affiliate.de: Wie lange gibt es jetzt QUISMA schon?
QUISMA: QUISMA gibt es seit 2001, wobei eine aktive Positionierung erst seit 2003 begonnen hat.
Affiliate.de: Haben die Netzwerke eigentlich keine Angst vor Ihnen? Sie haben die Adressen der Affiliates, Sie betreuen die Affiliates und Sie könnten die Affiliates ohne Weiteres von heute auf morgen von einem Netzwerk in ein anderes locken…
QUISMA: Ja, ich glaube dass es da eine Zeit lang unter den Netzwerken so etwas gegeben hat, wenn man da wirklich von “Angst” sprechen kann. Wenn Sie sich als seriöse Agentur positionieren, ist das aber weitgehend unproblematisch.
Mir persönlich ist es egal, wo der Affiliate arbeitet. Ich freue mich, wenn der Affiliate sich mit dem Netzwerk gut versteht, wenn das Netzwerk genau die gleichen Qualitätsmaßstäbe ansetzt wie QUISMA, mit dem Support für seine Affiliates da ist und die Affiliates auch technisch weiter voran bringt… - Da wir bei allen Netzwerken die gleichen Konditionen haben, ist es relativ egal, ob der Affiliates sich bei Zanox, Affilinet, TradeDoubler, CJ oder anderen Netzwerken anmeldet. Wichtigster Punkt ist: Der Affiliate muss sich wohlfühlen und mein Programm darf nicht durch das Netzwerk blockiert werden.
Affiliate.de: Wie ist das denn bei Expedia zum Beispiel? Läuft das in allen Netzwerken?
QUISMA: Ja.
Affiliate.de: Was heißt „alle“?
QUISMA: Auch Adbutler und Vitrado als kleinere Netzwerke.
Affiliate.de: Haben Sie irgendwelche Favoriten? Hand aufs Herz!
QUISMA: [lacht] Aus unserer Sicht hat jedes Netzwerk seine Vorteile und auch seine Nachteile. Es gibt Netzwerke, die technisch wesentlich kompatibler mit QUISMA und den Innovationen sind, die QUISMA technisch auf den Markt bringt, die schneller reagieren und uns und damit auch unseren Kunden mehr technischen Support zur Verfügung stellen. Andere sind vielleicht in der Breite der Affiliates, die sie bedienen, spannender für Kunden. Andere sind internationaler aufgestellt; jedes Netzwerk hat für uns ein paar besondere Vorteile und eigene USPs.
Affiliate.de: Wie ist denn die Verteilung der Affiliates auf die verschiedenen Netzwerke. Wenn wir zum Beispiel bei Expedia bleiben, wie hoch ist der Anteil der Expedia-Affiliates, bei Affilinet, bei Zanox oder bei TradeDoubler?
QUISMA: Sie haben sicherlich Verständnis, dass wir keine programmspezifischen Zahlen hier öffentlich herausgeben, wenn auch konkurrierende Programmbetreiber mitlesen. Das ist eine Frage der Verschwiegenheit unseren Kunden gegenüber. Grundsätzlich kann ich nur sagen, die Masse der Affiliates verteilt sich auf drei große Netzwerke.
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"Zanox, Affilinet und TradeDoubler sind
die drei großen Netzwerke im
deutschsprachigen Raum"
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Affiliate.de: Okay, welche sind das
in Ihren Augen? Zanox ist klar, Affilinet ist klar - und die Nummer Drei? TradeDoubler oder CJ?
QUISMA: TradeDoubler. Wobei das immer die Frage ist, wie man das darstellt und woran man das misst. Commission Junction kann vor allen Dingen für Affiliates, die technisch sehr weit sind, eine super Plattform sein, selbst wenn CJ in Deutschland noch nicht so viele Programme im Angebot hat. Für einen anderen Affiliate ist es Zanox, weil die noch sieben andere Tools mit anbieten, welche die anderen Netzwerke nicht haben. Und für den nächsten Affiliate ist es Affilinet, weil es von der Usability betrachtet sehr viel einfacher ist. Eine Pauschalisierung ist in diesem Bereich einfach nicht möglich.
Affiliate.de: Wie sieht denn der Arbeitstag eines Affiliate Managers bei Ihnen aus? Sie haben 25 fest angestellte Mitarbeiter, die wie Sie sagen ganz exklusiv nur einen Kunden und ein bestimmtes Partnerprogramm und dessen Affiliates betreuen. Was macht so ein Mitarbeiter den ganzen Tag? Klickt der den ganzen Vormittag immer nur „freischalten“, „ablehnen“, „freischalten“, spielt nachmittags mit einem neuen Tool herum und beantwortet dann die ganzen eingegangenen Fragen?
QUISMA: Der Tag eines Affiliate Managers bei uns beginnt in der Regel damit zu schauen, was über Nacht an E-Mails im Postfach angekommen ist, ob es Anfragen gibt, dann geht es weiter damit, in den Netzwerken zu prüfen, welche Anmeldungen vorliegen. Danach führt er/sie in der Regel einen Werbemittel-Test durch um zu prüfen, ob alle Systeme einwandfrei laufen. Dann werden die Anmeldungen geprüft, ob dort High Potentials enthalten sind. Das sind potentielle Partner, die der Affiliate Manager vielleicht direkt kontaktieren kann/sollte, um individuelle Absprachen zu treffen, wie man die Kooperation von Anfang an sinnvoll gestalten kann. Der Affiliate Manager antwortet dann im Tagesverlauf auf die ganzen E-Mails, die reinkommen und hat auch mit der Akquise von Partnern zu tun. Es gibt hier einzelne Abteilungen, die sich nur mit dem Research beschäftigen. Von dort werden Listen an die Account Manager übertragen, in denen interessante Seiten aufgeführt sind, die vielleicht gezielt von den Account Managern für eine Kooperation angesprochen werden sollten.
Affiliate.de: Das heißt Sie sprechen auch aktiv und gezielt relevante Seiten an, die bereits ein hohes Google-Ranking zu den zum Programm passenden Suchausdrücken haben und fühlen hier vor, inwieweit eine Kooperation vorstellbar ist?
QUISMA: Ja natürlich. Und die Aufgabe des Account Managers besteht nicht nur darin, auf das Offensichtliche zu kommen, dass zum Beispiel Flirtseiten oder Partnerbörsen-Vergleichsseiten sicherlich eine gute Conversion für ein Partnerprogramm wie Parship haben. Für den Account Manager ist es ganz wichtig, mit dem Kontakt zum Kunden das jeweilige Produkt so weit zu verinnerlichen, dass er eigentlich sofort vom Kunden als Account Manager für das eigene Unternehmen eingestellt werden könnte. Das heißt, dass er sich also auch Gedanken über die strategische Ausrichtung eines Programms machen muss. Wenn ich irgendwann den ganzen Dating- und Partnervermittlungs-Markt abgegrast habe, dann darf das nicht das Limit für die Programm-Performance sein. Der Account Manager beginnt dann damit, weitere Kanäle zu entdecken. Das kann im Fall von Parship zum Beispiel Kultur, Kunst etc. sein, Sponsoring von Kunstseiten, die nicht unbedingt Interesse an Affiliate Marketing haben, weil sie keine Werbung auf der Seite haben wollen. Man kann sich ja mit dem Kunden zusammensetzen, hier am Beispiel von Parship, und sich zum Beispiel einen Fonds ausdenken und sponsert die Erlöse, die dort reingehen, für Schriftsteller o.ä.
Das ist jetzt nicht der tagtägliche Job des Affiliate Managers, aber um darauf zurückzukommen: Er akquiriert aktiv Partner und er meldet sich bei Partnern, weil er natürlich über unsere Tracking-Technologie schaut, wie sich die Programm-Performance verändert, wie sich die Performance einzelner Werbemittel verändert und wie sich die Performance einzelner Affiliates entwickelt. Das sehen wir zum Beispiel recht umfangreich über den IAdBalancer oder das QUISMA-Tracking. Wir sehen auch, wenn ein guter Affiliate gerade abfällt. Dann können wir zu einem recht frühen Zeitpunkt einschreiten und zum Beispiel den Affiliate mit speziellen Werbemitteln unterstützen oder ihm bei technischen Problemen helfen. Wichtig ist, aktiv auf neue Partner zuzugehen und die Bestands-Affiliates gut zu betreuen.
Affiliate.de: Wie ist das, wenn Sie gezielt auf potentielle, neue Affiliates zugehen, die Sie zum Beispiel aufgrund eines hohen Rankings ausgewählt haben? Denen müssen Sie ja doch ein bestimmtes Netzwerk empfehlen…
QUISMA: Nein, wir müssen keine Empfehlung geben. QUISMA stellt immer Programmbetreiber-Seiten her, auf denen die Vorteile des Programms und das offene Konditionsmodell dargestellt sind und alle Netzwerke gleich positioniert werden. Wenn jemand nachfragt und gar keine Empfehlung oder Präferenz für ein Netzwerk hat, dann raten wir ihm, sich einfach bei allen anzumelden und seinen persönlichen Favoriten auszuwählen. Wir gehen mit ihm auf Wunsch auch den Anmeldeprozess durch und er wird dann selbst merken, was für ihn am einfachsten oder angenehmsten ist.
Affiliate.de: Sie haben vorhin gesagt, dass es Ihr Anspruch ist, die Affiliate Marketing Agentur Nummer 1 in Deutschland zu werden, dass es ca. fünf größere Agenturen gibt und vielleicht zwanzig, die noch so im Markt mitmischen. Sie haben außerdem gesagt, Sie konzentrieren sich sehr auf Qualität und eher auf wenige und dafür große Programmbetreiber. Klingt gut, aber wie werden Sie sich auf Dauer differenzieren?
QUISMA: Was uns momentan vom Wettbewerb unterscheidet ist ganz klar die Technik, um dem Kunden ein innovatives Programm zur Verfügung zu stellen, so dass er weiter ist als sein direkter Wettbewerb. Das Ziel ist, dass sich auch der Programmbetreiber differenzieren kann, so dass er sich nicht nur über die Provisionen im Markt positionieren muss, sondern auch mehrere Wege geht und weitere Kanäle nutzt. QUISMA – gegenüber den Wettbewerbern – differenziert sich natürlich auch über das Personal, das wir beschäftigen. Unsere Leute kommen aus Agenturen und aus Netzwerken, die alle mit dem Thema Affiliate Marketing zu tun haben oder gehabt haben. Ein wichtiger Punkt ist also die Qualität der Mitarbeiter, die wir beschäftigen. Ein weiterer Punkt ist ganz klar, dass wir nicht den Massenmarkt bedienen möchten und lieber weniger Programme optimal betreuen. Wir haben daher eher ein langsameres Wachstum, wachsen nicht so sehr in der Programmzahl, dafür aber in der Umsatzstärke. Zudem haben wir die Einstellung, einen einmal gewonnenen guten Affiliate als „QUISMA-Affiliate“ zu betrachten und ihm eine Bandbreite sehr hochwertiger Programme anbieten zu können.
Affiliate.de: Betreuen Sie nur Programme, die in den Netzwerken sind?
QUISMA: Nein, es gibt ja auch eine Reihe von Anbietern, die über private Plattformen verwaltet werden, und die nehmen wir natürlich auch.
Affiliate.de: Wie sieht es denn europaweit aus? Sie sagten, Sie sind der technische Marktführer unter den Affiliate Marketing Agenturen in Europa. Sind die anderen nicht gut genug? Gibt es wenig Konkurrenz? Gibt es verglichen zum deutschen Markt in anderen europäischen Ländern wenig(er) Netzwerke, wenig(er) Merchants, wenig(er) Affiliates?
QUISMA: Netzwerke gibt es viele, das liegt ja auch daran, dass viele paneuropäisch aufgestellt sind. Aber es gibt nur wenige Agenturen und zum Teil auch noch zu wenig Affiliates – zumindest im Vergleich zu Deutschland.
Affiliate.de: In Deutschland ist das sehr weit, oder?
QUISMA: Wenn wir von Deutschland reden, gibt es vielleicht 1.000 wirklich umsatzstarke Affiliates, die wirklich ordentlich Traffic bewegen. Und da reden wir über wenige Hundert in anderen Ländern (pro Land).
Affiliate.de: Was ist für Sie ein großer/guter Affiliate? Wie viel Provisionsumsatz macht der im Monat? 10.000 Euro?
QUISMA: Ja, das ist für mich ein guter Affiliate. Und ein richtig starker Affiliate geht im weitaus höheren fünfstelligen Bereich pro Monat nach Hause. Ich spreche also von 1.000 Affiliates im fünfstelligen Bereich oder vielleicht auch im höheren vierstelligen Bereich, also mit monatlichen Provisionsverdiensten ab 1.000 Euro.
Affiliate.de: Ich glaube das sind mehr...
QUISMA: Wer noch größere Umsätze macht, ist für mich schon kein klassischer Affiliate mehr. In der Regel sind das dann wieder kleinere Agenturen, die zum Beispiel SEO als Kernkompetenz haben und Affiliate-Programme bewerben, wenn sie nicht voll ausgelastet sind. Klassische Affiliates für mich sind Einzelpersonen, die für sich erkannt haben, dass Affiliate Marketing ein guter Kanal ist, etwas Geld zu verdienen und das sukzessiv für sich ausbauen. Die meisten dieser Leute gehen aber in der Regel noch einer – ich will nicht sagen „normalen" Tätigkeit - nach, aber zumindest einem geregelten Arbeitsverhältnis. Die sehen Partnerprogramme einfach als Zusatzverdienst. Die meisten von denen hätten sicherlich höhere Potentiale, wenn sie das Vollzeit den ganzen Tag machen würden. Affiliate als Vollzeit-Job würde dem einen oder anderen sicher mehr bringen als sein bisheriges Arbeitsverhältnis, aber auch mit höherem Risiko. Viele haben Familie und regelmäßige Verpflichtungen, so dass sie sich dazu noch nicht entschieden haben oder entscheiden konnten.
Affiliate.de: Ich habe schon Biografien mitbekommen, in denen sich der 7.000 Euro-Affiliate nicht von seinem 1.500 Euro Festangestellten-Job trennen wollte…
QUISMA: Ja, sicher. Schauen wir uns doch zum Teil auch mal Affiliate Manager an. Da wird es in vielen Agenturen Leute geben, die mehr als das Doppelte oder Dreifache ihres Gehalts mit der Bewerbung von Programmen als mit dem Job als Affiliate Manager verdienen. Oder vielleicht nicht nur in der Agentur, sondern auch bei dem einen oder anderen Programmbetreiber, der sich ein hohes Gehalt noch einmal selbst als Affiliate verdient. Viele aus dieser Gruppe nutzen ihren Job auch bewusst zum Networken und um hochaktuelle Erfahrungen zu sammeln.
Affiliate.de: Muss es nicht für den einen oder anderen Affiliate Manager frustrierend sein, am Morgen die kleinen Affiliate-Millionäre freizuschalten, während man selbst nur 1.500 Euro nach Hause trägt?
QUISMA: Also ich glaube nicht, dass der Affiliate Manager nur 1.500 Euro verdient. Und ich glaube, dass das auch eine Charakterfrage ist. Wenn man nicht das Gefühl von Neid in sich trägt, kann man sicherlich auch Freischaltungen von Leuten vornehmen, die vielleicht an einem Tag mehr verdienen, als man selbst im Monat. Abgesehen davon arbeiten wir ja auch in einer Branche, die einen hohen variablen, performance-abhängigen Anteil am Gehalt hat, so dass ein Affiliate Manager auch in der Lage ist, selbst sein eigenes Gehalt zu erhöhen. Jeder clevere Affiliate Manager kann auch selbst als Affiliate aktiv sein, wenn es sein Arbeitsvertrag nicht verbietet. Das hilft ihm auch, Kompetenz in diesem Bereich aufzubauen und die Arbeit der Affiliates als virtuelle Vertriebspartner besser zu verstehen.
Affiliate.de: Haben Sie Probleme mit Spam durch Affiliates?
QUISMA: Ja, das gibt’s immer wieder. Die sperren wir, wenn es klar gegen die Richtlinien des Kunden geht. Als Problem würde ich das nicht bezeichnen. Intelligente Affiliates positionieren sich stärker über Content. Spam ist immer eine kurzfristige Variante, bei der man auch nur einen kurzfristigen Boost im Programm hat und der Affiliate auch nur kurzfristig einmal Provisionsausschüttungen erhält. Da die Suchmaschinen immer intelligenter werden, fliegt das auch immer schneller auf.
Affiliate.de: Okay, Suchmaschinen-Spam, wir meinten eher e-Mail-Spam…
QUISMA: Ach so, nein, da habe ich in der ganzen Zeit erst fünf Fälle gehabt. Die entsprechenden Affiliates werden natürlich rigoros gesperrt.
Affiliate.de: Was passiert mit den Provisionen?
QUISMA: Das klären wir mit dem Netzwerk ab, ob die ausgezahlt werden oder nicht. Wir positionieren uns da recht klar: Der Affiliate hat nur Sachen zu machen, die rechtskonform sind und Spam gehört nicht dazu.
Affiliate.de: Wenn es nicht ausgezahlt wird, heißt das, dass QUISMA und der Programmbetreiber 500 neue Kunden haben... und der Affiliate wird nicht bezahlt, oder?
QUISMA: Ich weiß nicht, ob wir ihn bezahlen, weil ich nicht in den Account- und Abrechnungsprozess involviert bin. Ich weiß nur, dass wir den Affiliate in jedem Fall sperren. Aber wie gesagt: fünf Fälle in der ganzen Unternehmensgeschichte, und ob die bezahlt worden sind oder nicht, kann ich an dieser Stelle nicht sagen.
Affiliate.de: Eine Frage, die wir in den letzten Interviews immer wieder gestellt haben, betrifft das Thema Freischaltung. Wir halten das Warten auf Freischaltungen für einen Fehler in der Branche, der Affiliates in die Hände von Google AdSense treibt. Ein Affiliate Manager kann unter den 100 Bewerbungen am Tag nicht wirklich sehen, ob Seite 7 Potential hat oder nicht. Er kann nicht sehen, ob der Bewerber ein Traffic Genie oder Keyword Advertiser ist, der sich mit irgendeiner beliebigen URL anmeldet und den Traffic dann aus ganz anderen Quellen zieht. Vielleicht sieht er das Potential in dieser Situation nicht, findet die angegebene URL nicht passend und schaltet nicht frei. Warum nicht Auto-Freischaltung und danach überwachen, was der Affiliate macht?! Überwachen müssen Sie sowieso! Was spricht gegen diesen einen Tag, an dem vielleicht das Brand des Merchants ein wenig gestört werden könnte, bevor Sie einen problematischen Affiliate dann blockieren?
QUISMA: Ich finde eine Auto-Freischaltung grundsätzlich nicht gut, weil somit auch der Affiliate Manager in seinem Programm den Überblick verliert. Der Affiliate Manager muss zu jedem Zeitpunkt wissen, wer seine Affiliates sind, wen er drin hat, wen er neu gewonnen hat, wie der Status bei Affiliates die sich vielleicht vor zwei Wochen beworben haben ist, wer davon schon direkt aktiv geworden ist, wann er den Affiliate kontaktiert hat, ob dieser Probleme mit der Werbemitteleinblendung hat usw…
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Stefan Zwanzger und Ronald Paul vor der Dubai Internet City, dem neuen Zuhause von Affiliate.de seit Mai 2006
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Affiliate.de: Eine Auto- Freischaltung mit Nachkontrolle wäre eine Arbeitserleichterung für den Affiliate!
QUISMA: Nein, das sehe ich nicht so! Wir schalten jeden Tag mindestens zwei Mal frei.
Affiliate.de: Montag bis Freitag?
QUISMA: Montag bis Freitag, plus Wochenende, SA und SO aber nur einmal täglich.
Affiliate.de: Das ist schon mal nicht schlecht, Samstag und Sonntag wird freigeschaltet?
QUISMA: Es loggt sich jemand von uns ein, schaltet frei und notiert die freigeschalteten Affiliates, so dass die zugehörigen Affiliate Manager das am Montag noch einmal kontrollieren und aktualisieren können. Es geht einfach nur um den Kontrollmechanismus, dass der Affiliate Manager wissen muss, wer in seinem Programm als Affiliate tätig ist. Es gibt Kunden, die ihre Werbemittel einfach nicht auf bestimmten Seiten sehen wollen. Das sind nicht immer nur rassistische oder Gewalt verherrlichende Seiten, die da ausgeschlossen werden, sondern die Kunden wollen einfach ihr Markenbild auf bestimmten Seiten nicht sehen.
Affiliate.de: Sieht der Affiliate Manager, wie viel Umsatz ein Affiliate bereits bei Zanox bzw. Affilinet gemacht hat, um daraus abzuleiten, ob der Bewerber für ein neues Programm ein High Potential ist?
QUISMA: Nein, allerdings nehmen wir eigene Matchings von Partnern vor. Wir schauen netzwerkübergreifend, ob der Affiliate auch bei anderen Programmen von uns angemeldet ist und dort Umsätze generiert hat. Das macht Sinn, um auf potentiell leistungsstarke Affiliates zuzugehen. Wenn wir einen Affiliate haben, der zum Beispiel im Dating-Bereich sehr stark ist und in den Netzwerken auch nur in Dating-Programmen sichtbar ist und auftritt, müssen wir herausfinden, ob er nicht vielleicht auch ein Top-Affiliate im Finanzbereich ist, ein ähnlich schwieriger Bereich. Wenn wir das sehen, können wir ihm vielleicht auch dafür ein passendes Programm oder spezielle Konditionen anbieten.
Affiliate.de: Aber letztendlich können Sie doch nie sehen, ob der Affiliate, der um eine Freischaltung bittet, tatsächlich ein High Potential ist.
QUISMA: Richtig, und ich möchte hier auch nicht den Eindruck erwecken, dass wir völlig frei von Fehlern sind. Ich kenne viele SEOs, die sich mit Seiten angemeldet haben, die man eigentlich nicht freischalten darf, weil sie einfach Null Inhalt bieten, aber sich dann für einen ziemlich hohen Anteil des Umsatzes in einem Programm verantwortlich zeigen. Abgelehnt wird man bei uns in der Regel nur, wenn man wirklich gegen die Richtlinien verstößt. Genauso haben wir nichts gegen kleine Affiliates, weil sich ein kleiner Affiliate oder inaktiver Affiliates eben auch irgendwann zu einem großen Affiliate entwickeln kann und wir nicht Herr und Richter darüber sind. Man kommt vielleicht in eine andere Kanalzuordnung in erster Instanz, wenn wir nicht erkennen, dass es ein wirklicher High Potential ist. Aber jeder Affiliate hat ja die Möglichkeit, sich dann auch in andere Kanäle und Provisionsstaffelungen hochzuarbeiten.
Affiliate.de: Müssen die Affiliates selbst nachfragen, ob sie Premium-Konditionen bekommen oder schauen Sie sich regelmäßig die Umsätze an und die leistungsstarken Affiliates rutschen automatisch in höhere Staffelstufen auf?
QUISMA: Wir sind proaktiv. Wenn der Affiliate eine gewisse Umsatzschwelle überschritten hat und wir sehen, dass da kontinuierlich etwas passiert, dann gehen wir auch direkt auf ihn zu. Affiliates, die – wenn wir bei dem Begriff bleiben – wirklich High Potentials sind, kommen selbst ziemlich schnell auf uns zu und argumentieren, sie hätten jetzt in einem Zeitraum "X" richtig viel Traffic in ein bestimmtes Programm geschickt und möchten nun Premium-Konditionen haben. Aber wenn wir davon sprechen, dass unsere Affiliate Manager auch permanent im Kontakt mit den Affiliates sind, dann ergibt sich das häufig sowieso zum Beispiel aus einem Telefongespräch. Wir ordnen auch aktiv in höhere Provisionsebenen zu. Wir haben kein Interesse, die Leute in niedrigeren Provisionsstufen zu halten. Das bringt uns keine höhere oder niedrigere Marge und daher ist es für uns vielmehr auch eine Frage der Programmbindung. Wer mit einem Programm gut verdient, kommt nicht auf die Idee, bei jeder Sonderaktion eines anderen Programmbetreibers seine Werbemittel auszuwechseln.
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Dubai wächst im Moment so dynamisch wie kaum eine andere Stadt. Hier haben sich auch bereits eine Handvoll Affiliates niedergelassen.
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Affiliate.de: Stichwort Sonderaktionen: das ist ein bisschen Usus geworden in der Branche. Hier ein fixer Bonus, da ein prozentualer Provisionsaufschlag, dort Punkte und Gewinnmöglichkeiten, dort ein Wettbewerb, hier eine Liga. Und alles nur für einen begrenzten Zeitraum unter gewissen Voraussetzungen. Ich halte das nicht für sehr wirkungsvoll, weil viele Affiliates langfristig kalkulieren. Wie stehen Sie dazu?
QUISMA: Grundsätzlich finde ich solche Veranstaltungen sinnvoll und es ist gut, wenn die Netzwerke erkennen, dass ihr Pool von Affiliates mit das wertvollste ist, was sie haben. Sie sollten sich schon mehr Mühe geben, das auch nach außen zu zeigen. Sonderaktionen sind eine positive Sache für jeden Programmbetreiber, ich finde nur den Ansatz nicht unbedingt positiv, der über die letzten Jahre verfolgt wurde. Wir bei QUISMA verfolgen eher den Ansatz, auch mehr Arbeit zu honorieren und nicht einfach nur zu sagen, jetzt gäbe es statt 20 Euro nunmehr 40 Euro, so dass der Affiliate ohne einen Handschlag mehr zu tun plötzlich die doppelte Provision im Rahmen einer solchen Aktion bekommt. Wir bieten Performance Marketing an! Wer mehr Performance bringt oder zumindest das Interesse zeigt, auch mehr Aufwand in Kauf zu nehmen und sich stärker zu engagieren, der soll dann auch höhere Provisionen verdienen.
Affiliate.de: Wie sieht Ihrer Meinung nach denn ein guter "SEO-Affiliate" aus? Den klassischen SEO, der tausende kleiner Seiten mit Doorway-Page-Generatoren erstellt, gibt es eigentlich gar nicht mehr.
QUISMA: Richtig. Ich glaube, dass das klassische Spamming einfach immer mehr zurückgeht. Der alte Trick, Hunderttausend Doorway Pages zu erstellen, klappt tatsächlich nicht mehr so. Dann gibt es ziemlich schnell einen großen Knall, und dann ist man sofort wieder aus der Suchmaschine raus. SEO ist eine sehr intelligente Angelegenheit geworden. Früher waren Suchmaschinen wirklich noch nicht so intelligent, dass natürlich jeder mit Doorway Pages arbeiten konnte. Aber diese Zeiten sind vorbei. Ich glaube, dass Suchmaschinenoptimierung wirklich ein ganzes Stück schwieriger geworden ist. Wenn ich sehe, wie viele Agenturen sich aus diesem Bereich zurückgezogen haben, wie viele SEOs einfach komplett abgestürzt sind, die vorher vielleicht mal 50.000 Euro im Monat verdient haben. Wer keinen Content schafft, überlebt nicht langfristig.
Affiliate.de: Sie hatten angedeutet, es wird ein ziemlich großes Event geben, bei dem sich Affiliates, Vermarkter, Programmbetreiber und Mitarbeiter aus den Netzwerken treffen können. Was genau wird das sein?
QUISMA: Das wird eine QUISMA-Veranstaltung mit vielen großen Sponsoren, Programmbetreibern, Netzwerken und hoffentlich ganz vielen Affiliates sein: der erste deutschlandweite „Affiliate Cup“, ein Tischfussballturnier. Diese Veranstaltung soll den Teilnehmern aus den genannten Kategorien die Möglichkeit geben, sich in lockerer Atmosphäre persönlich kennen zu lernen. Hauptziel ist Networking, die Gelegenheit über Programme zu reden, über Probleme mit Programmen, über Vorteile von Programmen, über separate Konditionsmodelle, die man vielleicht verhandeln kann. Auch über Potentiale, die einzelne Sponsoren bringen und einzelne Affiliates haben. Das Ganze findet in einer bunt gemischten Runde statt, weil nicht jeder Affiliate einen gleichen Kicker-Partner hat und vielleicht auch nicht jeder Merchant einen zweiten Kicker-Partner mitbringt. In diesem Fall spielen dann einfach Netzwerker und Merchant oder Netzwerker und Affiliate zusammen und können sich so durch das Turnier gemeinsam durchhangeln und kennen lernen.
Affiliate.de: Ein Kickerturnier in Jeanshosen.
QUISMA: Ja, Kickerturnier in Jeanshosen, keine Präsentationen, lockere Atmosphäre. Wir haben den Claim „Statt Champagner und Crevetten gibt’s Bier und Bouletten“. Zehn Städte, beginnend in Berlin am 21. April endend in München mit großem Finale im Juni. Dresden, Leipzig, Köln, Düsseldorf, Frankfurt, Stuttgart – also alle großen Städte, so dass wir einen maximalen Anreisekreis für alle Affiliates haben und jeder Affiliate die Möglichkeit hat, an einer dieser Veranstaltungen teilzunehmen.
Affiliate.de: Was für ein Mensch sind Sie, Herr Paul?
QUISMA: Ich glaube ich bin ein ganz normaler Mensch mit einer hohen Affinität zum Internet, der die Jugendlichkeit der Branche mag, das Schnelllebige der Branche, der viel Spaß an der Arbeit und mit dem Team von QUISMA hat, sowie mit der Entwicklung, die das Unternehmen nimmt und der sich tagtäglich freut, wenn Kunden von QUISMA erfolgreicher werden, weil damit auch QUISMA erfolgreicher wird. Ich bin nicht erfolgsverliebt, aber erfolgsorientiert, und in der Lage, auch auf das eine oder andere Privatvergnügen zu verzichten, wenn es die Zeit erfordert. Außerdem mag ich es, mir meinen Tag selbst einteilen zu können.
Affiliate.de: Vielen Dank für das Interview.
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