Interview mit Google (Fortsetzung) Programme
Google AdSense
Affiliate.de-Betreiber Stefan Zwanzger besuchte am 16.01.2004 die Google-Zentrale im Silicon Valley, Kalifornien. Wir sprachen mit Thomas Korte im zweiten Teil des Interviews über das brandneue Google AdSense Programm, das in Deutschland erst kürzlich das Licht der Welt erblickt hat.


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Thomas Korte

Thomas Korte, Google USA

Affiliate.de: Kommen wir zu Google AdSense  - Google hat vor Kurzem AdSense in Deutsch eingeführt. Können Sie das Programm kurz erklären?

Google Adsense: Für AdWords Werbekunden ist es eine Erweiterung unseres Werbenetzwerks: auf Google kann man Werbung schalten, die angezeigt wird, wenn nach einem bestimmten Begriff gesucht wird.  Mit der AdSense Technologie wurde das Konzept von hochrelevanter Werbung auf statische Content-Seiten erweitert. Die AdSense Technologie versteht, was auf einer Seite steht und targetiert Anzeigen entsprechend. Genau wie bei der Suchmaschinenwerbung bezahlt the AdWords- Kunde nur für den Klick auf seine Anzeige. Für Websitebetreiber oder Publisher ist es eine Möglichkeit, targetierte Werbung auf Ihren Seiten zu schalten und damit Geld zu verdienen.


Affiliate.de: Wie viel Prozent der AdWords-Einnahmen gibt Google an seine AdSense-Webmaster weiter?

Google Adsense: Die genaue Zahl veröffentlichen wir nicht. Aber ich kann sagen, dass es ein sehr großzügiger Prozentsatz ist, den Google weitergibt.


Affiliate.de: Es ist sehr ungewöhnlich für ein Affiliate-Programm, dass nicht kommuniziert wird, wieviel Prozent vom Umsatz ausgeschüttet werden. Warum geben sie das nicht bekannt? Um die AdWords-Kunden zu schützen? Damit AdSense Webmaster nicht wissen, wieviel die AdWords-Kunden für den Klick ausgeben? Oder geht es da um etwas anderes?

Google Adsense: Ich denke, Google AdSense ist nicht so sehr vergleichbar mit einem Affiliate Programm. AdSense ist schon ein wenig anders. Es ist eher ein großes Werbenetzwerk. Als Werbekunde entscheidet man sich für die Teilnahme an diesem Netzwerk und als Webseitebetreiber möchte man mit seiner Webseite mit relativ wenig Aufwand Geld verdienen. Vermarkter wäre ein besserer Ausdruck dafür. Google AdSense ist kein Affiliate Programm.


Affiliate.de: Wobei viele große Companies mittlerweile zu Affiliate-Programmen übergegangen sind, nachdem die klassische Vermarktung so schlecht funktioniert hat. Diese Leute müssen nun davon überzeugt werden, vom Affiliate-Programm eines einzelnen Anbieters wegzugehen und sich für AdSense zu entscheiden. Mit welchem Argument?

Google Adsense: Ich glaube nicht, dass die eine Werbestrategie der anderen unterlegen ist. Es gibt gute Argumente für ein Affiliate Programm und Argumente für Google AdSense. Der Vorteil von AdSense ist, dass man einfach den Code in seine Website einbindet. Die Technologie crawled dann die jeweilige Site, stellt deren Konzept heraus und blendet dementsprechend relevante Werbung ein. Das Schöne daran ist, dass man dabei über einen Pool von über 10.000 Werbekunden verfügt. Wenn man zum Beispiel einen Artikel über Schiffsbeteiligungen veröffentlicht wäre es umständlich ein ganz bestimmtes Affiliate Programm nur dafür zu targetieren. Ich denke, Affiliate Programme und Google AdSense komplimentieren sich.


Affiliate.de: AdSense hat also nicht den Anspruch die neue Mutter aller Affiliate Programme zu werden? Das AllAdvantage von 2004?

Google Adsense: So weit habe ich noch gar nicht gedacht. Für Werbetreibende ist es eine Möglichkeit, Anzeigen auf mehreren Seiten zu schalten - für Webmaster ist es eine zusätzliche Einnahmequelle.


Affiliate.de: Wer darf denn eigentlich mitmachen?

Google Adsense: Jeder, der eine Website hat. Die Seiten werden dann entsprechend einiger Kriterien überprüft. Wenn die Website abgelehnt wird, teilen wir den Betreibern mit, warum, und geben Ihnen die Gelegenheit das zu ändern - wenn zum Beispiel sehr viele Pop-Ups auf der Seite sind.  Als Webmaster verfügt man über ein Online-Interface, in dem man sich auch die Farben für die AdSense Werbeflächen aussuchen kann. So wird die Werbung nahtlos in die Seite integriert. Zudem bieten wir eine Statistik mit Informationen über Impressions, die Klickanzahl und den Gesamtverdienst sowie den durchschnittlichen Gewinn pro Klick.


Affiliate.de: Das bedeutet, dass Sie den AdSense Publishern auf jeden Fall eine prozentuale Beteiligung vom gezahlten Klickpreis der Werbekunden weitergeben und keinen Fixbetrag, richtig?

Google Adsense: Genau.


Affiliate.de: Da Sie uns nicht verraten wollen, wie hoch die prozentuale Beteiligung der Webmaster bei AdSense-Programm ist: wenn jemand ca. 80 Klicks generiert, kann er sich dann eher auf 20 Euro oder auf 80 Euro einstellen?

Google Adsense: Das kommt wirklich auf die Seite an. Im Endeffekt muss die Rechung für den Werbetreibenden aufgehen. Es gibt Themenbereiche, die lukrativer als andere sind. Wir waren beim Thema Schiffsbeteiligung. Ein Investment-Makler verdient wahrscheinlich mehr pro Beteiligung als der Anbieter von Billigflügen.

Thomas Korte

"Google Adsense ist kein Affiliate Programm"


Affiliate.de: Nicht alle Google AdWords Kunden wollen automatisch auf AdSense Publisher Seiten vertreten sein. Können die ihre Quasi-Teilnahme an AdSense ausschliessen?

Google Adsense: Ja, das können sie. Es ist aber natürlich sinnvoll, AdSense als AdWords-Kunde erst einmal auszuprobieren. Mit dem neuen Conversion-Tracking, welches wir im Oktober eingeführt haben, kann man sehen, ob die Werbung im Endeffekt dann tatsächlich zu einem Kauf oder zu einer Registrierung führt.


Affiliate.de: Sieht der AdWords-Kunde denn, auf welchen AdSense-Webseiten er vertreten ist?

Google Adsense: Nein, der AdWords-Kunde sieht das nicht.


Affiliate.de: Welche Projekte planen Sie momentan?

Google Adsense: AdSense ist das neueste Produkt. Es wurde vor drei Monaten in Deutschland gelauncht. Bisher ist es auch sehr erfolgreich. Im Advertising-Bereich habe wir quasi jeden Monat ein neues Feature. Das Neueste, was wir für AdWords in Deutschland gemacht haben, ist Bezahlung per elektronisches Lastschriftverfahren. Im Dezember 2003 wurde zudem die automatische Optimierung von Anzeigen-Texten eingeführt. In den USA bieten wir auch schon regionale Targetierung an, dass heisst das ein Werbender neue Kunden in einer bestimmtan Stadt ansprechen kann.


Affiliate.de: Manche "User" suchen lieber bei den AdWords als im Index, weil sie wissen dass sie dann auf jeden Fall etwas Vernünftiges finden!

Google Adsense: Ich persönlich scanne kurz die Seite links und rechts runter. Die Hervorhebungen für die Keywords, die ich gesucht habe, sind dabei sehr hilfreich. Das gesuchte Keyword heben wir sowohl in den Suchergebnissen als auch in der Werbung hervor! Aber es kommt immer darauf an, was man sucht! Wenn ich nach einem Starlight Express Ticket suche agiere ich anders, als wenn ich nach der Dissertation von einem Professor suche!


Affiliate.de: Kann man bei Google irgendwo sehen, wie viele Leute nach einem speziellen Keyword suchen?

Google Adsense: Wir haben den Google-Zeitgeist http://www.google.de/intl/de/press/zeitgeist.html Dort veröffentlichen wir ein paar ausgewählte und interessante Dinge.  Das andere, was wiederum für die Werbekunden interessant ist, ist das Traffic-Estimation-Tool. Dort kann der AdWords-Kunde sehen, welche Kosten anfallen und wie häufig seine Anzeige eingeblendet wird.


Affiliate.de: Macht dieses Traffic-Estimation-Tool dann nicht auch eine Aussage über die Suchhäufigkeit der Keywords...

Google Adsense: In gewisser Weise! Je nachdem, nach was für einer Kombination die Leute suchen. Aber es macht keine Aussage über eine konkrete Zahl!


Affiliate.de: Nochmal zurück zu Google Adsense es gibt keine Prozente, man kann das Programm in dem Sinne nicht suchmaschinen-optimieren, wie man es bei anderen Affiliate Programmen tut und es sind nur Seiten mit echtem guten Content zugelassen! Verraten Sie uns nochmal, warum 1000 Affiliates morgen auf Google AdSense umspringen sollten!

Google Adsense: Ich denke, AdSense ist eine Alternative, die alle Webmaster einmal ausprobieren sollten. Es ist ein sehr einfaches System mit dem man sehr zielgerichtete Werbung auf seine Seite einbinden kann, die im Endeffekt auch eine höhere Qualität für die Seite impliziert. Denn die Werbung ist speziell auf den Content der jeweiligen Seite zugeschnitten. Für den Besucher werden dann wirklich relevante Informationen angezeigt und das resultiert in einer höheren Klickrate und somit in mehr Geld für den Website-Betreiber! Außerdem lässt sich die Werbung sehr einfach und schnell integrieren. Durch die optionale Farbwahl der Textanzeigen sticht sie auch nicht übermäßig hervor, die Anzeigen werden zu einem Teil der Seite.


Affiliate.de: Nehmen wir eine hervorragende Website mit hochqualifizierten Nutzern, die Ihnen 100 Klicks am Tag auf die AdWords-Anzeigen bei AdSense verschafft. Meinen Sie - ganz grob - der Webmaster könnte davon alleine leben?

Google Adsense: Das kommt völlig auf die Seite an, aber ich wüsste nicht was dagegen spricht! Hier sind zwei Beispiele von AdSense Publisher die erfolgreich mit dem Programm sind: https://www.google.com/adsense/greenwich2000 und https://www.google.com/adsense/wifinder .


Affiliate.de: Die Kosten für ein AdWords Klick beginnt bei 5 Cent, der maximale Preis liegt bei 50 Euro. Gab es schon mal jemanden, der 50 Euro pro Klick bezahlt hat?

Google Adsense: Das weiß ich gar nicht. Es gibt aber Themen, die kommerziell so hochwertig sind, dass dieser Preis sich auch lohnt. Zum Beispiel Datenrettung: wenn jemand danach sucht, ist es ihm wahrscheinlich fast egal wieviel es kostet, solange die Daten gerettet werden. Aber unabhängig von der Höhe des Klickpreis, wir geben einen sehr fairen Anteil and den Website-Betreiber weiter.


Affiliate.de: Was machen Sie mit AdSense Webmastern, die versuchen zu faken oder mit der Zeit immer schlechtere Seiten generieren?

Google Adsense: Wir haben eine ganze Reihe von Tools entwickelt. Damit können wir erkennen, woher der Klick kommt, wohin er gegangen ist, ob es tatsächlich Klicks von Kunden sind oder ob es der Webseiten-Betreiber ist, der jeden Tag selber draufklickt. Wir beenden täglich das Verhältnis zu Publishern, die unsere Kriterien nicht erfüllen oder dubiose Klicks generieren.


Affiliate.de: Es gibt ja nicht mehr viele Partnerprogramm-Betreiber oder sagen wir Massen-Vermarkter, die pro Klick vergüten. Einfach weil Ihnen die permanente manuelle Kontrolle den letzten Nerv raubt...

Google Adsense: Genau wie im Index haben wir auch bei AdSense sehr viele Mechanismen entwickelt, um Betrüber zu entlarven.


Affiliate.de: Wie hoch ist denn die Annahmequote von Webmastern, die sich bei Google AdSense "bewerben"!

Google Adsense: Relativ gesund. Es gibt einige Kriterien, die erfüllt werden müssen! Es ist natürlich wichtig, dass es qualitativ eine hochwertige Seite ist und dass der Nutzer der Seite ein angenehmes Erlebnis hat.


Affiliate.de: Der Google-Algorithmus hat ja keinen Sinn für Schönheit. Diesen hat nur ein Mitarbeiter, der manuell drüberschaut.

Google Adsense: Genau, wir schauen uns alle Seiten manuell an, bevor sie zugelassen werden.


Affiliate.de: Man muss ja nur eine URL bei der Anmeldung angeben. Da kann man ja seine "bravste" Website eintragen und macht dann den Umsatz mit anderem Traffic...

Google Adsense: Wir sehen ja, wo der Code eingebaut ist. Wir schauen uns die Seiten an und checken alle möglichen Dinge, die da passieren, um sicherzustellen, dass es tatsächlich gute Seiten sind.

Thomas Korte & Stefan Zwanzger

Affiliate.de: Verraten Sie uns noch einmal generell, mit den Worten von Google was muss ein Webmaster tun, um bei Google, nicht bei Google AdSense, gut plaziert zu sein?

Google Adsense: Gute Inhalte werden belohnt. Seiten, die gute und hilfreiche Informationen veröffentlichen, haben Vorteile bei Google. Zum einen linken andere Webmaster dort hin - das hilft der Linkpopularität, zum anderen sind mehr Informationen besser - weil Google dann mehr "hat" und die Seite besser einschätzen kann und im Endeffekt öfter zeigt. Für AdSense gilt das gleiche, Seiten mit guten Informationen sind unsere besten Partner - ich hoffe wirklich, dass viele Ihrer Leser AdSense ausprobieren.

Affiliate.de und Stefan Zwanzger danken ausserordenlich für das Gespräch.