Im Flat-Tax Land Programme
Office in Bratislava

Neues Office: in Bratislava bei Wien

Bratislava, den 18.05.2005


Seit Anfang Mai sind ich und meine neue Firma in Bratislava (Slowakei) stationiert. Neben vielen anderen Standortvorteilen bietet das EU-Land Slowakei etwas, was insbesondere einem Deutschen wie das Paradies erscheinen muss: die "Flat Tax" oder auch die einfachste Steuer der Welt.

In der Slowakei gilt für Einkommensteuer, Körperschaftssteuer und Mehrwertsteuer ein einheitlicher Satz: 19%. Keine Ausnahmen, keine Sonderregeln, keine Schlupflöcher. 81% bleiben dem, der die Leistung erbracht hat, egal wieviel er verdient und egal wie gut sein Berater ist.

Die Idee der "Flat Tax" wurde in den 1980ern von den amerikanischen Stanford-Professoren Robert E. Hall und Alvin Rabushka propagiert. Sie forderten eine Einheitssteuer in Höhe von 19% für die USA. Umgesetzt wurde sie dort nie.

Dafür in Hongkong (15%), Russland (13%), Estland (26%), Lettland (33%), Litauen (25%), Rumänien (16%) und 2004 in der Slowakei (19%). Die Oppositionsparteien in Polen und Tschechien visieren die Einheitssteuer für 2007 bzw. 2008 an. Sicher meldet sich jetzt der erste Kritiker mit "Das ist aber ungerecht!" zu Wort. Warum sollten die "Reichen" nicht überproportional mehr zahlen als man selbst?

Viele Deutsche sind in die Falle der gefühlten Gerechtigkeit getappt. Ihnen ist es wichtiger, dass ihr "besser verdienender" Nachbar mit richtig hohen Steuern belastet wird (zumindest auf dem Papier) als selber Gewissheit über die eigene Steuerbelastung zu haben. Können Sie aus dem Stegreif sagen, wie viel von ihren nächsten verdienten 10 Euro am Jahresende effektiv an Steuern weggehen?

Das Verwirrspiel aus progressiver Einkommensteuer, Solidaritätszuschlag, Gewerbesteuer nach dem Hebesatz-Prinzip (für den Laien völlig unverständlich) und deren Anrechnung auf die Einkommensteuer sowie der Körperschaftssteuer in Kombination mit der Einkommensteuer nach dem "Halbeinkünfteverfahren" bei Kapitalgesellschaften machen es dem Normalbürger bzw. dem "Normalselbständigen" unmöglich, einen Überblick über seine effektive Steuerbelastung zu gewinnen. 60%-70% der Steuerliteratur dieser Welt ist in deutscher Sprache verfasst und bezieht sich auf das deutsche Steuerrecht, schätzen Experten. Es leben allerdings nicht einmal 1,5% der Weltbevölkerung in Deutschland. Ein echtes Missverhältnis.

In Bratislava gibt es das Flat Tax Modell

Gerechtigkeit verkauft sich gut und nimmt den Deutschen ihren Mut


Das Modell der Flat Tax steht aber nicht nur für Einfachheit. Es stellt eben auch die progressive - also die mit zunehmendem Einkommen überproportional ansteigende und dadurch von vielen als "gerecht" empfundene - Einkommensbesteuerung in Frage. Wäre es gerecht, wenn die progressive Steuer sicherstellen würde, dass es den Armen und Schwachen besser geht? Sicherlich, ja!

Aber ist es denn gerecht, wenn ein Steuersystem so viele Lücken aufweist, dass die, die es darauf anlegen, überhaupt keine Steuern mehr zahlen müssen? Da darf man den Reichen übrigens keinen Vorwurf machen: niemand läuft bis in alle Ewigkeiten an einem Stacheldraht-Zaun mit hausgroßen Löchern entlang!

Und ist es gerecht, wenn eine komplizierte und viel zu früh ansteigende progressive Besteuerung Selbständige entmutigt und in einer Weise enteignet (bis zu 60% bei Kapitalgesellschaften: 25% Körperschaftssteuer, 14% Gewerbesteuer, 23% Einkommensteuer bei Gewinnausschüttung), dass diese sich nicht in die Lage versetzt fühlen, langfristige und sichere Arbeitsplätze für andere zu schaffen* oder es ihnen so ergeht wie dem Autor dieser Zeilen, der sich zuletzt nur noch blöd dabei vorkam, überhaupt zu arbeiten?

Die Flat Tax merzt beide Ungerechtigkeiten aus. Ein hoher Freibetrag befreit Einkommensschwache komplett von der Steuer, ab einem gewissen Einkommen gilt ein NIEDRIGER Steuersatz für alle! Folge: die Schwarzarbeit auf der Seite der Geringverdiener und die ausufernden Beteiligungen an Schiffen, Filmfonds und anderen Steuersparmodellen auf der Seite der Besserverdiener nehmen abrupt ein Ende.

Effekt: Estland, Russland und die Slowakei haben bereits nach kürzester Zeit MEHR eingenommen als in den Jahren vor Einführung der Flat Tax, obwohl die Steuersätze damals auf dem Papier höher waren. Milton Friedman prognostizierte bereits vor Jahrzehnten, dass mit einheitlichen Steuersätzen zwischen 14 und 20 Prozent die Steuereinnahmen des Staates nicht sinken, sondern wachsen.

Die Idee ist überhaupt nichts Neues: zu biblischen Zeiten haben die Dorfbewohner dem König stets ein "Zehntel" ihres Einkommens abgegeben. Wer mehr verdiente, leistete eine proportional höhere Abgabe. Die Idee der überproportionalen Besteuerung hat ausgerechnet Klassenkämpfer Karl Marx der westlichen Welt vererbt. Hätte die Flat Tax den Effekt, dass am Ende 1/4 der Bevölkerung mit dem Porsche an den Armenhäusern der Restbevölkerung vorbeifährt, wäre sie kein Ideal, für das man kämpfen sollte. Aber steigen dadurch die Staatseinnahmen, ist die Steuerprogression ad absurdum geführt.

Der Sachverständigenrat der deutschen Bundesregierung propagierte im Juli 2004 eine Flat Tax in Höhe von 30% für Deutschland (siehe unten) und schloss sich damit dem Heidelberger Professor und Ex-Verfassungsrichter Prof. Dr. Paul Kirchhoff an, der seit Jahren mit viel Energie eine Einheitssteuer von 25% für Deutschland fordert.

In Deutschland, wie auch in anderen westeuropäischen Ländern, ist die Flat Tax wohl nie mehrheitsfähig. Zu sehr haben sich Parteien und Wähler auf die "gerechtigkeitsbringende" progressive Einkommensteuer eingeschossen.

Finanzamt...

Zuviel Verwaltung ist der Spiegel einer merkwürdig verdrehten Geisteshaltung

Um über den Autor dieser Zeilen zu sprechen: ich selber bin nicht reich! Ich habe im einen Jahr 25% Steuern gezahlt, in einem anderen 33%, in einem schlechten mal 16%. Das ist weniger als die 19%, die ich ab jetzt immer zahlen werde. Aber das ist ok so. Es geht nicht um die absolute Höhe des Steuersatzes. Es geht nicht nur darum, Steuern zu sparen. Sondern darum, sich nicht mehr mit der Steuer zu beschäftigen. Wieder zu wissen, was man verdient. Die Steuer darf nicht zum Selbstzweck werden. Sie muss ihrer simplen Aufgabe - nämlich dass jeder erwachsene Bürger eine Abgabe (Abgabe, nicht Enteignung!) an die Gemeinschaft leistet - wieder gerecht werden.

Einfach ist gerecht.

Ein Partnerprogramm, das so kompliziert wäre wie das deutsche Steuersystem, hätte keine Affiliates.

Ihr Stefan Zwanzger


Weiterführende Links zum Thema:

Gutachten des Sachverständigenrats der Bundesregierung vom Juli 2004 (pdf)
Ein flammendes Plädoyer für die Flat Tax von Prof. Dr. Paul Kirchhoff (mp3)
Flat Tax - das Buch von Robert E. Hall und Alvin Rabushka


*Das ist übrigens kein demagogisches Argument, ich sage das aus eigener Erfahrung und gestützt auf zahlreiche Gespräche mit vielen anderen Selbständigen. Sollten Sie nicht selbständig sein: würden Sie Sicherheits-Garantien für andere aussprechen wollen, wenn Sie selber nicht wissen, was Ihnen bleibt bzw. permanent damit beschäftigt sind, alles zusammenzuhalten?